Über Zürich ist eine Postdrohne während der Testphase in den See gestürzt. Natürlich ein gefundenes Medienfressen ?
Ich habe mich entschieden nun auch noch meinen Senf dazuzugeben.
Ich bin ein grosser Befürworter von automatisierten Flug- und Fahrzeugen und warte eigentlich schon seit 2001 auf autonome Personenfahrzeuge. Manch Autofahrer, fährt massiv schlechter, als ich das von der schlechtesten KI erwarte. Lustigerweise sah ich letzthin das Deutsche Nummernschild «BAD-AI xxx» an einem Auto und dachte, ach wie wahr, das müsste man auf jedes Auto packen, dass von Menschen gesteuert wird ?
Noch stehen aber alle diesen autonomen Systemen vor grossen Herausforderungen und sind zu meinem Leidwesen doch noch ein paar Jahre vom Flächenverbreiteten Einsatz entfernt.
Ich glaube auch, dass sich für das Ausliefern von Paketen in
städtischen Gebieten autonome Fahrzeuge vor autonomen Flugzeugen und Drohnen
durchsetzen werden. Einerseits, weil das Energietechnische viel günstiger ist
und andererseits, weil es dafür keine Start- und Landeplätze braucht.
Grundsätzlich ist der Luftraum wahrscheinlich einfacher, um darin mit autonomen
Fahrzeugen zu navigieren, weil durch die dritte Dimension, die Wahrscheinlichkeit
einer Kollision massiv sinkt. Dennoch bringt diese dritte Dimension halt wieder
ganz andere Probleme mit sich.
Was ich an der Testdrohne der Schweizerischen Post nicht verstehe, ist der Fakt, dass das BAZL (Bundesamt für zivile Luftfahrt) die Bewilligung für Flugversuche über städtischem Gebiet für einen Quadcopter erteilt hat. Die Drohne des Typen Matternet M2 V9 verfügt, wie es die Typenbezeichnung, Quadcopter, schon sagt, über nur 4 Motoren.
Ich habe schon viele verschiedene Drohnentypen geflogen und
mehrere selber gebaut und modifiziert.
Jeder, der sich intensiver mit Drohnen auseinandergesetzt hat, ist sich bewusst,
dass ein Quadcopter beim Ausfall eines einzelnen Motors sofort vom Himmel
fällt. Ein Ausfall eines Motors kann viele verschiedenen Ursachen haben. Zum
Beispiel, eine kurze Unterbrechung der Stromzufuhr durch gelöste Stecker, Wackelkontakte
oder gebrochenen Lötverbindungen durch Vibrationen. Rost durch Luftfeuchtigkeit,
Regen oder Landungen im Wasser. Kollision mit einem Vogel. Fehlerhafte
Firmware. Die Liste lässt sich beinahe beliebig ergänzen.
Ein Fallschirm für einen Notfall ist zwar löblich, aber eigentlich nur nötig,
weil man eine Drohne mit nur vier Motoren verwendet.
Viel sicherer, wäre meiner Meinung nach, ein Hexa- oder Octocopter. Das sind Drohnen, die 6 oder 8 Motoren haben. Nur schon ein Hexacopter mit 6 Motoren, kann, richtig ausgelegt und programmiert, den Ausfall von mindestens einem, wenn nicht zwei Motoren kompensieren, sich wieder selbst stabilisieren und eine sichere Notfalllandung an einem sicheren Ort einleiten.
Was ich auch nicht verstehe ist, dass wenn man über den See fliegt, was so geschätzt 3 km sind, eine Drohne ohne Flügel verwendet. Es gibt Systeme, die Vertikal starten und landen können, während dem Flug aber in einen Flugzeugmodus wechseln. Das spart erstens Energie, ermöglicht höhere Zuladungen und erhöht die Sicherheit, da diese Systeme (VTOL – Vertical Take Off and Landing) auch ohne Motoren im Normalfall noch ein paar 100 Meter segeln können, um eine geeignete Stelle für einen Crash anzusteuern. Z.B. https://wingtra.com/drone/
Eigentlich wäre es die Verantwortung vom BAZL für Drohnentests erstens, nur Systeme zuzulassen, die vom Hause aus schon sicher sind. Sprich, keine Quadcopter, und zweitens für Notfälle von autonomen System Crashzonen zu markieren, die ein solches System in jedem Falle, egal wie, ob mit Flügeln, Fallschirmen oder Reservemotoren, erreichen muss. Der See war das sicherlich schon mal ein guter Platz für, ob mit oder ohne Absicht ?
Quellen:
Herstellerwebseite Matternet https://mttr.net/product
News von SRF https://www.srf.ch/news/regional/zuerich-schaffhausen/blutprobe-verloren-post-drohne-ueber-zuerichsee-abgestuerzt
News vom Tagesanzeiger https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/postdrohne-stuerzt-in-den-zuerichsee/story/19322044